Sparen liegt bei dem heutigen Konsumverhalten nicht hoch im Kurs. Wer spart, steckt heute zurück, um morgen mehr Geld auf der Seite zu haben. Bereits im Kindesalter werden Sparkontos bei Banken angelegt. Doch die Zeiten, in denen sich das Geld auf dem Sparkonto vermehrt hat, sind vorbei. Unser Experte erklärt die wichtigsten Fakten und zeigt, wie heute clever gespart werden kann.
Fragen Sie sich auch, ob Sparen heute überhaupt noch Sinn ergibt? Tatsächlich leben wir in einer verkehrten Welt: Sparer haben das Nachsehen, Schulden machen wird belohnt. Grund dafür ist die Geldpolitik der Notenbanken, die so die Wirtschaft ankurbeln und eine Rezession verhindern wollen. Vor vier Jahren hat auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) damit begonnen, die Leitzinsen tief in den negativen Bereich zu drücken. Seither müssen Banken auf ihren Giroguthaben bei der SNB Negativzinsen – manche sagen dazu Strafzinsen – bezahlen. Das ist auch der Grund, weshalb Spargelder von den Banken kaum noch oder gar nicht mehr verzinst werden können.
Die neue Normalität abnormaler Zinsen hat Konsequenzen. Nicht nur für die Banken, sondern für uns alle – ob Sparer, Anleger, Schuldner oder Rentner. Manche von uns sind sogar all dies gleichzeitig! Doch statt Anreize zu schaffen, Geld für später auf die Seite zu legen, animiert das aktuelle Umfeld zum Gegenteil: Sie werden sich vielleicht sagen, dass das Zwangssparen über die berufliche Vorsorge die finanzielle Freiheit schon genügend einschränkt. Mit dem, was nach Kosten für Wohnen, Krankenkasse und Steuern noch übrig bleibt, leisten sich möglicherweise viele von Ihnen lieber etwas Schönes – ein schickes Designersofa oder einen coolen Elektroroller. Sparen gilt heute schon beinahe als uncool.
Klassisches Sparen kostet Kaufkraft
Es ist jedoch nie verkehrt, etwas auf der Seite zu haben. Sonst drohen Verhältnisse wie in den USA: Gemäss einer Umfrage der US-Notenbank sind 44% aller erwachsenen Amerikaner nicht in der Lage, eine unvorhergesehene Ausgabe von 400 US-Dollar problemlos zu schultern. Doch auch wenn Sie eine etwas grössere Anschaffung planen – bis hin zum Kauf eines Eigenheims – brauchen Sie ein Sparziel, und müssen irgendwann anfangen, den Weg zu diesem Ziel zu planen.
Das gute alte Sparkonto hat also nach wie vor seine Berechtigung. Denn es bietet Sicherheit und Liquidität als Hauptvorteile. Aber getreu der Weisheit, nie alle Eier in den gleichen Korb zu legen, sollten Sie mindestens einen Teil Ihres Geldes auch in anderer Form halten, vorzugsweise in Realwerten wie Aktien oder Immobilien. Diese werfen nicht nur laufende Erträge ab, sondern können langfristig auch an Wert zulegen.
Wir alle müssen zwar mit starken Wertschwankungen leben können, aber Geduld zahlt sich aus: Wenn Sie 1949, also vor 70 Jahren, 100 Franken in den breiten Schweizer Aktienmarkt investiert hätten, könnten Sie sich heute über eine Verzwölffachung Ihrer Kaufkraft freuen. Zum Vergleich: Der gleiche Betrag auf dem Sparkonto hätte in diesem Zeitraum aufgrund der Inflation rund ein Drittel an Kaufkraft verloren. Sparen ist also keineswegs so "risikolos", wie es zunächst scheint, sondern – gerade in einem Tief- oder Negativzinsumfeld - langfristig ein Verlustgeschäft. Ruhig schlafen zu können, ohne sich über Börsenkurse Sorgen zu machen: Der Preis dafür ist sehr hoch.
Clever sparen heisst langfristig anlegen
Wenn Sie ihr Geld langfristig investieren, werden Sie zum cleveren Sparer. Für kleinere Beträge sind Anlagefonds gut geeignet. Klar, auch Direktanlagen sind möglich, allerdings steigt damit das Risiko, aufs falsche Pferd zu setzen. Und es braucht eine gewisse Vermögensgrösse, um die nötige Diversifizierung zu erreichen. Mit Anlagefonds können sie sich dagegen relativ kostengünstig ein breit gefächertes, globales Portfolio zusammenstellen.
Neben Anlagen in Aktien oder Immobilien können auch andere Möglichkeiten interessant sein, je nach persönlicher Situation und finanziellen Verhältnissen. Freie Mittel lassen sich beispielsweise dazu verwenden, die Hypothek zu amortisieren oder in die zweite und dritte Säule einzuzahlen. Inzwischen gibt es auch in der Säule 3a Produkte mit einem hohen Aktienanteil, die besonders für jüngere Sparer interessant sind. Was sinnvoll ist, muss im Einzelfall geprüft werden.
Den richtigen Zeitpunkt zum Einsteigen gibt es nicht. Sicher ist jedoch: je früher, desto besser. Wenn Sie noch am Anfang des Vermögensaufbaus stehen, kann jeden Monat ein gewisser Betrag zur Seite gelegt und das so Angesparte dann zeitlich gestaffelt investiert werden. Das kann mal etwas mehr, mal weniger sein – Hauptsache regelmässig, und über einen Zeitraum von mindestens fünf oder noch besser zehn bis fünfzehn Jahre. Wenn Jugendliche mit 25 damit anfangen, werden sie nach 40 Jahren einen ansehnlichen Betrag beisammen haben.
Beitrag von Renato Micheroli, Leiter Geschäftsstelle UBS Glarus
UBS Switzerland AG
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