Das Grundstück grenzt direkt an den historischen Pulverturm. Speziell für diesen besonderen Standort wurde ein ökologisches Holzhaus entworfen, welches perfekt ins Ortsbild passt. Die beiden 6.5 Zi-Haushälften bieten mit grosszügigen Wohnflächen und Garten ein ideales Zuhause für zwei Familien.
Wie ist Ihr Projekt an diesem historischen Ort entstanden?
Das Bauland war im Sommer 2022 zum Verkauf ausgeschrieben. Mir fiel auf, dass die Lage der Kernzone den Bau eines viergeschossigen Mehrfamilienhauses ermöglichen würde. Die Vorstellung eines wuchtigen Wohnblocks direkt neben dem Pulverturm, inmitten der kleinteiligen Dorfstruktur, empfand ich als unerträglich. Dies motivierte mich zur Gründung der Firma "jetzt & nah | GmbH für nachhaltige Entwicklung" mit der ich das Bauland kurzerhand kaufte. Daraufhin entwickelte ich ein angemessenes Projekt.
Was ist das Besondere an diesem Ort?
Die Nachbarschaft zum historischen Pulverturm fasziniert mich persönlich und ist richtiggehend ein Geschenk für mich als entwerfenden Architekten. Ein Highlight für die künftigen Bewohner ist der direkte Blick zum Tödi, der prominent am Süden des Grosstales steht. Aussergewöhnlich ist auch der Abstand von knapp 120 Meter zum nächsten südlichen Gebäude, der Primarschule von Schwanden. Dazwischen liegen grossflächige Pflanzgärten. Da Glarus Süd wohl auch in mittelfristiger Zukunft keine relevanten Schulerweiterungen plant, wird dieser Bereich in der Zone für öffentliche Bauten wohl für lange Zeit unbebaut bleiben.

Welches sind die grössten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Es braucht Fingerspitzengefühl um neben einzigartigen Bauwerken wie dem Pulverturm bauen zu können. Solche besonderen Herausforderungen spornen mich an.
Wen möchten Sie mit diesem Projekt ansprechen?
Mit diesem Projekt möchte ich in erster Linie Familien ansprechen, welche die ruhige und doch zentrale Lage in Schwanden schätzen und idealerweise den Kontakt zu den Nachbarn als Qualität erleben möchten.

Welche Philosophie steckt dahinter?
Ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer gebauten und natürlichen Umwelt steht für mich im Fokus. Ich möchte etwas hinterlassen, was zum Ort passt und damit für zwei Familien ein einzigartiges Zuhause schaffen. Wichtig sind mir ausserdem Möglichkeiten der Begegnung. Hier in Schwanden könnten die Gärten z.B. von beiden Teilen gemeinsam genutzt werden, was insbesondere für Kinder wunderbar wäre. Im Haus befinden sich zudem auf zwei Geschossen massive Doppeltüren, welche die Häuser verbinden.
Bei guter Nachbarschaft oder bei einem Mehrgenerationenhaushalt können diese Türen unverschlossen bleiben. Ich kenne dies selbst aus unserem historischen Haus, welches wir mit einer anderen Familie bewohnen. Bei Bedarf, z.B. wenn unser Kind schläft, ich aber kurz aus dem Haus muss, kann die Türe geöffnet werden und die Nachbarn reagieren, sobald das Kind erwacht. Früher waren solche Durchgänge Standard, heute sind sie leider etwas vergessen gegangen. Falls dies für die Parteien nicht passt, können die Türen natürlich mit Dämmung gefüllt und verschlossen bleiben. Wichtig ist mir, dass meine entworfenen Häuser solche Möglichkeiten bieten und dadurch auch für eine spätere Generation ein grösstmögliches Mass an Flexibilität ermöglichen.

Was zeichnet das Projekt sonst noch aus?
Beide Häuser bieten ganz unterschiedliche Qualitäten. Im bergseitigen Haus tritt man vom erdgeschossigen Wohngeschoss direkt in den Garten. Im talseitigen Haus wurde der Wohn- und Essraum im oberen Geschoss platziert. Von hier geniesst man einen freien Ausblick über alle Nachbardächer. Wichtig ist mir auch der Gedanke der Nachhaltigkeit. Mit Blick auf den hohen CO2-Ausstoss sollte der Einsatz von Beton minimiert werden. Die beiden Wohngeschosse werden deshalb komplett in Holz gebaut.
Wie ist der aktuelle Stand und wie sehen die nächsten Schritte aus?
Wir erwarten die Baufreigabe voraussichtlich im März 2023. Da wir die Bedürfnisse der Nachbarschaft in der Planung frühzeitig berücksichtigen konnten, blieben auch die Aussprachen aus. Mit dem Bau soll dann im April gestartet werden, sodass mit der Fertigstellung im Frühjahr 2024 gerechnet werden darf.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Weitere Informationen inkl. Projektvideo gibts hier.
Interview mit Reto Fuchs, Dipl. Architekt BSc. FH
Atelier Freienstein
Reto Fuchs
Architekt BSc.FH
Landstrasse 3
8750 Glarus